Schlachtbericht, 4. Pentember

Schlachtbericht, 4. Pentember

Auf den grünen Feldern um den Monolithen herrschte Chaos. Die Elfen und übrigen weißen Ritter standen Seite an Seite und warteten besorgt auf den Moment, in dem die Fronttruppen auseinanderbrechen und auch sie ihre Waffen zum Kampf erheben würden. Magie schoss von Kampfstäben auf wehrlose Schilde, Stahl prallte auf Stahl und vom alten Anwesen auf dem Hügel regneten elfische Pfeile auf die zarosianische Armee herab.

"Wir haben Seren aus den Augen verloren!", rief ein Späher außer Atem. Saradomin nickte und begann, mit seinen Augen das Schlachtfeld abzusuchen. Die Elfen-Göttin war schon seit Stunden verschwunden – wahrscheinlich auf der Suche nach ihrem Bruder.

Ein Schatten, der über eine Gruppe Ritter in Richtung der linken Flanke sauste, erregte seine Aufmerksamkeit. Er wies den Späher ab.

"Sucht weiter", wies er an. Der Schatten huschte durch Wolken aus Rauch. Er folgte, ein Auge auf den Himmel gerichtet. Dann war Nex am Zuge.

Mit einem kreischenden Schlachtruf stieg der Engel des Todes herab und die Truppen Saradomins wurden auseinandergetrieben. Saradomin hob seinen Stab und richtete einen Strahl blauen Lichts auf die geflügelte Monstrosität. Instinktiv wich sie mit einem Flügel dem Strahl aus, der nur knapp ihre Schulter verfehlte, und landete auf dem Boden.

"Denkt Ihr immer noch, Ihr könntet uns besiegen?", spottete sie. Saradomin schwieg. Es hatte keinen Sinn, mit Zarosianern zu argumentieren.

Ein zweiter Lichtblitz schoss neben Nex auf den Boden und sie gab ein schlangenartiges Zischen von sich, als würde sie den Nervenkitzel der Schlacht genießen. Ein Flügelschlag von ihr und innerhalb von Sekunden war das Feld in Rauch gehüllt. Das Aufeinanderprallen von Waffen wurde schwächer, unterbrochen von hustenden Streitkräften.

Der Gott erhob seine Arme und schrie auf. Eine starke Kraftwelle explodierte und brachte Nex zum Taumeln und die Ritter am Rande des Felds wichen zurück. Eine schimmernde Barriere trennte sie von den beiden Kämpfenden – und vom tödlichen Rauch. Als sie versuchten, ihm zu Hilfe zu eilen, hob Saradomin seine Hand.

"Eure Tapferkeit ist für das Schlachtfeld besser geeignet!", rief er, "Versammelt euch! Verteidigt den Monolithen!"

Nex raste vorwärts, vor Wut die Klauen spreizend und die Zähne fletschend, nur, um vom kalten Metall von Saradomins Stab blockiert zu werden. Mit all seiner Kraft warf er sie zur Seite. Er konnte gerade noch nach seinem Streitkolben greifen, bevor er mehreren eisigen Stacheln ausweichen musste, die aus dem Boden schossen. Ein weiterer Lichtstrahl brachte Nex zum Taumeln. Saradomin bereitete sich darauf vor zuzuschlagen, als eine Kugel aus reinem Schatten mit seinem Arm kollidierte. Er stöhnte vor Schmerzen auf, während die Wunde sich selbst heilte. Die Barriere hielt stand.

"Vielleicht solltet Ihr Euch lieber aufs Kämpfen konzentrieren, anstatt auf das Beschützen Eurer Menschen", sagte Nex mit verachtender Stimme.

Saradomin antwortete nicht. Er konzentrierte sich darauf, die Barriere aufrechtzuerhalten – das Einzige, was zwischen seinen Truppen und Nex' unaufhaltsamer Kraft stand. Manchmal bedeutete Weisheit, nicht auf solche Äußerungen einzugehen.

Sichtbar ermüdet von ihrer Magie, startete Nex einen weiteren Nahkampf-Angriff und die beiden prallten in einem Wirbel aus Licht und Schatten aufeinander, dem das menschliche Auge unmöglich folgen konnte. Immer wenn die stumpfe Kante von Saradomins Steitkolben traf, wich Nex zur Seite aus – und immer wenn ihre Klauen ihr Ziel fanden, prallten sie in einem Funkenregen am gehärteten Silthril von Saradomins Rüstung ab.

Mit einem tierischen Knurren löste sich Nex vom Kampf und zog sich zur anderen Seite der Arena zurück. Sie atmete schwer, ihre Haltung ein erschöpftes Spiegelbild Saradomins. Sie befanden sich in einem Stillstand.

Hinter der Barriere kämpften Saradomins Truppen um ihr Leben. Nein – für Gielinor. Eine Ritterin schlitzte auf einen Reißerdämon ein. Ein anderer Ritter starb durch die Klinge eines ehemaligen Kameraden, der Verrat stand ihm ins Gesicht geschrieben. Nach etwas Überwindung schluckte Saradomin seine Wut herunter und visierte Nex an. Wenn er nichts tun konnte, außer zu verhindern, dass diese Kreatur noch mehr seiner Streitkräfte auseinandernahm, dann musste das genügen.

Als er Nex vor vielen, vielen Jahren zum ersten Mal begegnete, bewunderte er ihre Hingabe. Nun sah er ihr wahres Gesicht – sie war eine weitere Närrin, die von ihrer deplatzierten Loyalität zu einem Gott angetrieben wurde, der die Welt zerstören würde, um sein Ziel zu erreichen.

Dort draußen, hinter der schimmernden Barriere – das war wahre Loyalität. Saradomin biss die Zähne zusammen. Nex grinste. Und der Kampf begann aufs Neue.

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