Schlachtbericht, 12. Pentember

Schlachtbericht, 12. Pentember

Das Frostenhorn erklang und Nex spürte, wie Kraft sie durchdrang und auf den hilflosen Schattenschnatterer zuströmte, der unter ihrer Kralle gefangen war. Mit einem erbärmlichen Quietschen löste er sich in Rauch auf.

So hatten sie sich den Verlauf der Schlacht nicht vorgestellt. In Senges Augen war der Plan gewesen, einfach aufzukreuzen, den Monolithen zu erobern und wieder zu verschwinden. Doch nun fanden sie sich im Kampf gegen Kreaturen aus einem anderen Universum wieder und von Zaros gab es weit und breit keine Spur.

Senge atmete tief ein und führt das Frostenhorn erneut zu ihren Lippen. Doch in jenem Moment schoss eine finstere Klaue aus den Rauchverwirbelungen hervor und riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Eine gigantische Bestie aus reinem Schatten, gleich einem Albtraum aus der Unterwelt, ragte vor ihr empor und verdeckte das letzte bisschen Sonne.

"Senge!", schrie Nex, als die andere Kralle zuschlug.

Nicht einen Sekundenbruchteil zu spät wälzte sich Senge aus dem Weg; die Klaue krallte gewaltsam tiefe Furchen in den Erdboden, aus denen schattenhafte Ranken hervorquollen. Ein Licht erstrahlte. Senge verdeckte ihr Gesicht mit einer Hand und die Kreatur brüllte vor Schmerz auf.

"Gebt Acht!", rief Saradomin aus dem Hintergrund. "Dieses Wesen ist mächtiger als die anderen!"

Als hätte Senge das nicht selbst erraten. Nun, da die Kreatur abgelenkt war, rappelte sich Senge auf und erhob das Frostenhorn erneut. Die Kreatur bereitete einen Angriff vor, doch plötzlich schlug aus dem Nichts ein Schattenball auf ihre Brust nieder. Sie gab ein wütendes Heulen von sich und taumelte auf die Quelle ihrer Schmerzen zu – Nex. Diese sprang in die Luft und bereitete eine zweite Attacke vor. Saradomin feuerte einen frischen Blitz auf die Bestie ab, der sie zum Wanken, aber dennoch nicht zum Stürzen brachte.

"Was für ein Wesen habt ihr hier heraufbeschworen?", keifte er.

"Einen Schatten-Behemoth", gab Nex zurück. "Und wir haben ihn nicht heraufbeschworen."

"Oh, ihr habt ihn also nur durch das Tor schlüpfen lassen", entgegnete Saradomin. "Achtung!"

Das Monster stieß ein Geräusch zwischen Gekreisch und Gebrüll aus, schüttelte seinen Körper von Kopf bis Fuß und verteilte dabei ölige Schattentropfen, die auf die Umgebung herabprasselten. Mühelos wich Senge aus und bereitete sich erneut vor, als sie sich zu kleinen, wütenden Schattenschnatterern formten.

Bevor Senge zuschlagen konnte, wurden sie mit Wucht von einem Ball aus Schatten getroffen und lösten sich auf der Stelle auf. Sie wich zurück – sichtlich verstimmt – und rief Nex zu:

"Konzentrier dich auf den Behemoth!"

Mit einem Grinsen tat Nex genau das; sie schoss auf das Monster zu, um danach direkt nach ihm zu krallen. Ein weiterer Schnatterer entsprang der Pfütze zu Senges Füßen und sie reagierte sofort mit einem Flammenstoß, als ein dritter auftauchte.

Die Luft knisterte und zischte geradezu mit Magie. Die Kreatur heulte wild, als Nex und Saradomin sie schwächten; Zauber um Zauber.

"Wir müssen sie von der Front fernhalten!", rief Saradomin.

Nex erspähte über ihre Schulter hinweg einen kleinen Trupp Menschen, die sich schwertaten, einen einzelnen humpelnden Schnatterer zu bezwingen.

"Stimmt", zischte sie und lockte den Behemoth zurück in Richtung des Monolithen. Der Schattensplitter tief in ihrem Herzen dröhnte vor Adrenalin, in sehnsüchtiger Erwartung darauf, angreifen zu können.

Als hätte Senge Nex' Gedanken gelesen, ließ sie erneut das Frostenhorn ertönen, als Nex mit den Flügeln schlug. Ätzender Rauch umringte das Monster, welches wütend, aber ergebnislos nach der Luft schlug, durch die Nex nur Sekunden zuvor geflogen war.

Die Bestie schien zu schrumpfen und zu schaudern, nahezu als würde sie zusammenbrechen. Nex landete neben Saradomin und genoss die Chance, zu Atem zu kommen.

"Gut zu sehen, dass ihr euch selbst um das Unheil kümmert, das ihr angerichtet habt", kommentierte Saradomin mit erhobener Augenbraue.

"Noch ist die Schlacht nicht vorbei", knurrte Nex. Der Schatten-Behemoth raffte sich erneut auf, fletschte die Zähne und drehte sich zu ihnen um. Sein riesiger Körper flackerte und verschwand dann vollständig. Unsichtbar.

Nex wandte sich dem Gott zu.

"Ihr seid dran. Viel Glück."

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